Konservierung und nachhaltige Sicherung
archäologischer Befunde

Im Jahre 2003 rezensierte ich den Tagungsband „Management Planning for Archaeological Sites“ (Symposium Proceedings, Getty Conservation Institute, Los Angeles 2003). In diesem Werk werden beispielhaft eher große, bekannte Ausgrabungsstätten besprochen, jedoch ist der eigentliche Duktus der geführten Diskussion über vergleichende Methodik, und zwar den höchstmöglichen Wirkungsgrad zwischen dem Schutz des Kulturgutes und der barrierefreien Publikumsnähe zu finden, für jede öffentliche Grabungsstätte relevant. Es bleibt ununterbrochen eine große Herausforderung, die vielen verschiedenen Einfußfaktoren mit dem Schutz des Kulturgutes in Einklang zu bringen.
Zunehmend wurde ich für dieses Thema sensibilisiert und habe aufmerksam eine Reihe von Problemen verfolgt:
Frei bewitterte Anlagen unterliegen der fortwährenden Erosion und können ohne besondere Schutzmaßnahmen nicht dauerhaft für eine öffentliche Präsentation erfahrbar bleiben. Auch wenn bei überdachten und beheizten Befunden das Gros der Frost- und Klimaschäden minimiert werden kann, sind die Auswirkungen durch den Mikrokosmos und den Pflanzenbewuchs im Boden nur schwer zu beherrschen. Zudem hat die Erfahrung gezeigt, dass der Einsatz von Tränkungsharzen keinen dauerhaften Erfolg verspricht. Eine Wurzel wird auch dann ihre eigenen Wege gehen, nachdem literweise Tränkungsharz in den Boden verbracht wurden. Jedes Kunstharz arbeitet bei freier Bewitterung, es quillt und schrumpft, bildet zunächst Mikrorisse aus, bis es versprödet und irgendwann seine Eigenschaft als Festigungsmittel gänzlich verliert. So sind z.B. fragile Reste von Mauerputz durch die Tränkung mit Kunstharzen auf Dauer ebenso gefährdet wie durch Frost, sie reißen und bröckeln ab, da sich das Verhalten des Tränkungsharzes (quellen und schrumpfen) auf das getränkte Material auswirkt. Auch der Einsatz von Kieselsäureestern und Silanen bleibt wegen ihrer schwachen Bindungsbrücken beschränkt auf die Festigung innerhalb des porösen oder sandenden Materials. Zudem ist die Eindringtiefe nicht besonders groß. Verblendungen mit Glas und Plexiglas scheinen für den Anfang eine ästhetische Lösung zu sein. Jedoch ist auch hier das Problem, dass sich Mikroorganismen ansiedeln, mit Folge von Moosbewuchs und Pilzbefall.
Wie können unter solchen Bedingungen frische Grabungsergebnisse, wie die Verfärbungen durch Siedlungsschichten im Profil oder die von Pfostenlöchern oder Gruben im Planum erhalten bleiben? Wie kann man archäologische Befunde dauerhaft schützen und gleichzeitig öffentlich erfahrbar machen?
Das von mir entwickelte Verfahren basiert vorrangig auf dem äußeren Schutz der Befunde und kann mit üblichen Methoden kombiniert werden. Zurzeit werden Testreihen durchgeführt und Proben über den Winterzeitraum 2012/2013 frei bewittert. Erst mit Abschluss der Testreihen werden die Ergebnisse sowie das Verfahren selbst detailliert vorgestellt.

 
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